Wärmedämmung oder Wärmepumpe? Auf die richtige Reihenfolge kommt es an. Das sagt der erfahrene Architekt und Energieberater Peter Uenning.
Eine wirksame Wärmedämmung sollte in älteren Eigenheimen meist den ersten Sanierungsschritt bilden – um Energie zu sparen und gleichzeitig die tägliche Lebensqualität zu steigern. Das betont Dipl.-Ing. Peter Uenning, Architekt und zertifizierter Energieberater. Im Interview erklärt er, warum der Einbau einer Wärmepumpe erst im Anschluss an das Dämmen empfehlenswert ist.
Dipl.-Ing. Peter Uenning: Energie, die wir nicht benötigen, ist die günstigste Lösung – sowohl für die persönlichen Finanzen als auch für den Klima- und Umweltschutz. Die Entwicklung der Energiemärkte, die wir seit 2022 erleben, hat diese Erkenntnis nochmals bestärkt. Die Dämmung stellt in der Regel die erste und sinnvollste Sanierungsmaßnahme dar, weil sie dazu führt, Wärmeenergieverluste über Außenwände, Dach und Kellerdecke zu verringern und somit hilft, den gesamten Energiebedarf eines Gebäudes zu senken. Unter Umständen ist es in der Folge möglich, eine neue Heizung kleiner und somit günstiger auszulegen.
Dipl.-Ing. Peter Uenning: Jede Maßnahme, die zur Optimierung der Gebäudehülle und zur Verringerung von Energieverlusten beiträgt, ist sinnvoll. Bei einer fachgerechten Montage inklusive Laibungsdämmung, winddichtem Anschluss des Fensterrahmens und Abdichtung ist die Dreifachverglasung in Verbindung mit der Dämmung oft eine sehr sinnvolle Maßnahme für einen geringeren Energieverbrauch und mehr Wohlfühlen.
Dipl.-Ing. Peter Uenning: Zuerst sollten die Hauseigentümer gemeinsam mit einem Energieberater ihres Vertrauens sehr genau den Status quo analysieren. Wie ist die Situation der Gebäudehülle, welche Heizsysteme und Heizkörper sind aktuell verbaut? Mit welchen Vorlauftemperaturen könnte eine Wärmepumpe betrieben werden? Nach einer gründlichen Betrachtung dürfte sich oft ergeben, dass eine vorherige Wärmedämmung doch der sinnvollere Weg ist.
Dipl.-Ing. Peter Uenning: Selbstverständlich! Wenn weniger Wärmeenergie nach außen verloren geht, muss weniger nachgeheizt werden. Somit lässt sich die Wärmepumpe mit niedrigeren Vorlauftemperaturen also deutlich effizienter betreiben.
Dipl.-Ing. Peter Uenning: Idealerweise ist eine Vorlauftemperatur von 28 Grad Celsius anzustreben, 35 Grad sind ein guter Wert, auch eine Temperatur um die 40 Grad würde ich noch akzeptieren. Alles, was deutlich darüber hinausgeht, wirkt sich erheblich zu Lasten der Effizienz aus und ist streng genommen nicht der richtige Einsatzzweck für eine Wärmepumpe.
Dipl.-Ing. Peter Uenning: Wie schon erläutert, ist ein verbesserter Wärmeschutz in Form einer Dämmung im Altbau meist höchst empfehlenswert – noch bevor die Wärmepumpe installiert wird. Zusätzlich kommt es jeweils auf die individuelle Gebäudesituation an, die vorab vom Energieberater analysiert wird.
Photovoltaikanlagen können dazu dienen, einen Teil des Stroms für die Wärmepumpe selbst zu gewinnen. Eine Fußbodenheizung ist nicht immer ein "Muss". Daneben sind auch Wand- und Deckenheizungen geeignet, um großflächig Wärme zu übertragen. Alternativ lässt sich auch darüber nachdenken, Heizkörper auszutauschen. Man kann sie länger, dicker oder höher auslegen und somit auch mit Vorlauftemperaturen um die 40 Grad Celsius ein angenehmes Raumklima schaffen. Weitere Einsparpotenziale lassen sich generieren durch gezielte Maßnahmen wie einen hydraulischen Abgleich oder den Einbau von Hocheffizienzpumpen.
Und nicht zuletzt kommt es auf das richtige Heizverhalten und das Vermeiden typischer Fehler an. Dazu gehört es beispielsweise, alle Bereiche des Gebäudes gleichmäßig zu erwärmen und ungeheizte Bereiche zu vermeiden. Wenn überall 19 bis 20 Grad Celsius herrschen, fühlt es sich für uns wesentlich angenehmer an, als wenn es im Wohnraum 23 Grad sind und im Flur lediglich 16 – dann haben wir das Gefühl, ständig kalte Zugluft zu spüren.
Dipl.-Ing. Peter Uenning: ... weil Eigenrecherchen ein reiner Zufallsfund sind. Energieberater hingegen verfügen über die Möglichkeiten, eine fachgerechte Analyse des Gebäudes vorzunehmen. Sie können komplexe Zusammenhänge erläutern und Dinge in die richtige Reihenfolge bringen. Vor allem aber: Da sie aus einer neutralen Position ohne Verkaufsabsichten beraten, stellen sie stets den tatsächlichen Nutzen und Mehrwert einer Sanierungsmaßnahme in den Mittelpunkt. Sie sind sozusagen Finanzmitteleinsatz-Optimierer. Das macht einen Energieberater zum verlässlichen Partner von Hauseigentümern.
Dipl.-Ing. Peter Uenning, Architekt und zertifizierter Energieberater aus Ostbevern, blickt auf mehr als 30 Jahre Berufserfahrung zurück. Neben seiner Arbeit als Energieeffizienz-Experte ist er nicht nur Gründungsmitglied des Deutschen Energieberater-Netzwerkes (DEN e.V.), sondern fungiert dort auch als Landessprecher Nordrhein-Westfalen.
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