Wärmebrücken an der Gebäudehülle können eine Ursache für Schimmelbefall sein. Doch wie entstehen sie und was kann man dagegen tun?
Heizenergieverluste, Schimmelbefall, unbehagliche Zugerscheinungen – all das können Folgen von Wärmebrücken sein. Deswegen muss laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) der Verlust von Heizenergie durch solche Wärmebrücken möglichst gering gehalten werden. Auch um staatliche Fördermittel zu erhalten, ist eine wärmebrückenminimierte Ausführung Pflicht. Doch was sind Wärmebrücken eigentlich und wie lassen sie sich vermeiden? Diese Fragen klären wir hier im Dialog mit dem Sachverständigen für Energieeffizienz Jochen Zahnen.
"Als Wärmebrücken bezeichnet man Bereiche in der wärmeübertragenden Hülle eines Bauwerks, welche eine höhere Wärmestromdichte aufweisen als benachbarte, ungestörte Bauteile", so Zahnen. Das bedeutet, dass diese Stellen mehr "Wärme leiten" als ihre Umgebung. Generell unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Typen von Wärmebrücken:
Materialbedingte Wärmebrücken
Materialien unterscheiden sich in ihrer Wärmeleitfähigkeit. Bauteile mit einer besseren Wärmeleitfähigkeit als ihre Umgebung stellen Wärmebrücken dar.
Konstruktive Wärmebrücken
Einige Bauteile durchdringen häufig die Dämmschicht (z. B. im Bereich des Balkons). Hier kann die Wärme ungehindert an die Umwelt abgegeben werden.
Geometrische Wärmebrücken
Dieser Typ ist durch die Bauart bedingt: Vor allem an Ecken, Gauben, Fenstern usw. entstehen Wärmebrücken dadurch, dass die Außenfläche größer ist als die Innenfläche.
Zahnen fasst zusammen: "Wärmebrücken entstehen überall dort, wo die Konstruktion unterbrochen wird. Das heißt, durch den Einbau von Fenstern und Türen, an den Materialübergängen – z. B. die Einbindung einer Geschoßdecke – oder eben auch an Gebäudeecken."
Die möglichen Folgen reichen von kleinen Einschränkungen bis zu großen Schäden:
Es beginnt damit, dass man sich mit Wärmebrücken im Raum unwohler fühlt: "Wärmebrücken können die Behaglichkeit einschränken, da man das Bauteil als kalt empfindet", erläutert Zahnen.
Natürlich bleibt es nicht beim reinen Empfinden, hier geht tatsächlich Wärme "verloren": "Die höhere Wärmestromdichte der Wärmebrücke bedeutet auch höhere Energieverluste in diesem Bereich." Diese Verluste müssen durch verstärktes Heizen wieder ausgeglichen werden – die Heizkosten steigen.
Die vergleichsweise kühle Oberflächentemperatur führt dazu, dass die warme Luft an der Wand kondensiert. Diese Stellen sind in der Folge vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigen Außentemperaturen dauerhaft feucht. "Dadurch besteht die Gefahr von Schimmelpilzwachstum, was wiederum hygienische und gesundheitliche Probleme mit sich bringt", warnt der Energieberater.
Doch nicht nur an der Oberfläche der Bauteile, auch innerhalb einer Wand beispielsweise kann sich Tauwasser niederschlagen. Eine dauerhafte Durchfeuchtung hätte irreversible Folgen: "Hier kann es zu einer Gefährdung der Bausubstanz kommen", so Zahnen.
"Am einfachsten ist dies mittels thermografischer Aufnahmen vom Gebäude möglich: Hier werden die verschiedenen Wärmeströme sichtbar gemacht", bemerkt Zahnen. Auf den Bildern lässt sich leicht erkennen, welche Stellen am Gebäude ungewöhnlich warm sind. Viele Energieberater bieten die sogenannte Thermografie als Einzelleistung an.
Aber auch Laien können Wärmebrücken erkennen, wenn auch nur eingeschränkt. So macht Schnee beispielsweise Wärmebrücken am Dach sichtbar: Wo Außen- und Innenwände auf das Dach treffen, ist es häufig wärmer – der Schnee schmilzt dort punktuell.
"Durch Dämmung kann eine Wärmebrücke minimiert werden", so Zahnen. "Im besten Fall treten nach entsprechender Betrachtung und Bewertung einer Wärmebrücke keine Probleme in Form von Feuchteschäden und Wärmeverlust mehr auf." Natürlich sollte immer ein qualifizierter Energieberater die Maßnahme begleiten. "Dieser kann die Schwachstellen fundiert ermitteln und untersuchen. Dazu erarbeitet er schlüssige Konzepte, um die Wärmebrücken zu verbessern."
Schon bei der Planung einer nachträglichen Dämmung auf eine wärmebrückenminimierte Ausführung achten!
"Ein Gebäudeenergieberater ist hierfür der richtige Ansprechpartner. Er betrachtet das Gebäude als Ganzes und findet die passenden Komponenten für die Sanierung. So werden die Schwachstellen im Vorfeld bewertet und es kann eine für das Gebäude passende Ausschreibung der notwendigen Arbeiten erstellt werden. Zusätzlich unterstützt er das ausführende Unternehmen bei den Anschlüssen und überprüft das Ergebnis."
Lüftungsverhalten nach der Sanierung anpassen!
"Nicht immer sind Wärmebrücken an Schimmelbefall direkt nach einer Sanierung Schuld. Oft ist es so, dass sich das Lüftungsverhalten der Hausbewohner noch nicht der neuen Situation angepasst hat. Nach der Sanierung sollte darauf geachtet werden, dass regelmäßig stoßgelüftet und entsprechend geheizt wird. Die beste Sanierung hilft nichts, wenn das Nutzerverhalten nicht dazu passt."
Jochen Zahnen hat sich als Gebäudeenergieberater (HWK) vor zwölf Jahren mit seiner eigenen Beratungsfirma EPS Zahnen GmbH selbstständig gemacht. Zusätzlich engagiert er sich als Energieberater für die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. Der gelernte Zimmerermeister verfügt über einschlägige Qualifikationen und Erfahrung im Bereich Energieeffizienz, u.a. als Passivhausplaner und Wärmebrückennachweisführender. Er ist für die Förderprogramme des BAFA sowie der KfW zugelassen.
Mehr Infos unter: https://www.energieberatung-eifel.de/
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