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“DIE POLITIK MUSS MUTIGER WERDEN.”

Ohne Gebäudesanierung werden die Klimaziele nicht erreicht – davon ist Hinderk Hillebrands, Vorstand des Deutschen Energieberater-Netzwerkes e.V., überzeugt. Handlungsbedarf sieht er vor allem bei der Politik.


DEUTSCHLAND AUF DEM WEG ZUR KLIMANEUTRALITÄT

09.06.2019 Eine zentrale Voraussetzung für ein klimaneutrales Deutschland ist die bisher stark vernachlässigte Reduzierung der Gebäudeenergie. Etwa 30 Prozent der deutschen CO₂-Emissionen sowie 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs entfallen auf den Betrieb von Gebäuden bei der Bereitstellung von Warmwasser und Raumwärme. Eine effektive Wärmedämmung könnte diese Zahlen drastisch senken. Doch wichtige Impulse wie die Möglichkeit einer steuerlichen Abschreibung von Sanierungsmaßnahmen bleiben aus. Hinderk Hillebrands, Vorstand des Deutschen Energieberater-Netzwerkes e.V., über aktuelle Entwicklungen und die Rolle der energetischen Gebäudesanierung:


Welchen Beitrag kann eine gut gedämmte Gebäudehülle zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen leisten?


Hinderk Hillebrands: Eine gut umgesetzte Dämmung kann den Energieverbrauch eines Gebäudes um über 50 Prozent reduzieren. Je nach Gebäudetyp und -alter sind sogar noch bessere Ergebnisse möglich. Gerade Objekte, die vor 1977 errichtet wurden und bislang keine energetische Sanierung erfahren haben, weisen ein hohes Energieeinsparpotential auf. Die Praxis zeigt, dass eine umfangreiche Dämmung den Heizwärmeverbrauch auf unter 3 Liter Heizöl pro Quadratmeter beheizte Wohnfläche und Jahr senken kann. Damit ist nur noch ein Zehntel der Energie notwendig, die vergleichbare ältere Wohngebäude im unsanierten Zustand benötigen. Der geringe Verbrauch erlaubt es wiederum, ein günstigeres und CO2-neutrales Wärmeversorgungskonzept einzusetzen und somit noch klimafreundlicher zu werden.


Ein Vergleich zwischen grauer Energie, die für die Herstellung von Dämmstoffen benötigt wird, und Heizenergie. Passivhaus Institut, 2015
Ein Vergleich zwischen grauer Energie, die für die Herstellung von Dämmstoffen benötigt wird, und Heizenergie. Passivhaus Institut, 2015

Wie sieht es denn bei der Herstellung von Dämmstoffen aus – wieviel Energie und Treibhausgase fallen hier an?


Hinderk Hillebrands: Leider wird die sogenannte "Graue Energie" – also die Energie, die für die Herstellung benötigt wird –  noch nicht beim Bau oder der energetischen Sanierung von Gebäuden berücksichtigt. Doch derzeit geht man davon aus, dass sich die zur Herstellung von Dämmstoffen aufgewendete Energie und die damit verbundenen Treibhausgase innerhalb von etwa drei bis fünf Jahren amortisieren. Bei einer erwarteten Lebensdauer der Dämmung von 30 bis 40 Jahren können also durch die Verbesserung des Wärmeschutzes auch bilanziell große Mengen an Energie und schädlichen Emissionen vermieden werden.


Warum aber lassen dann nicht mehr Hausbesitzer ihre Immobilie energetisch sanieren?


Hinderk Hillebrands: Zurzeit sind die Immobilienpreise sehr hoch und den Käufern, oftmals junge Familien, bleibt nach dem Erwerb kein Geld für die eigentlich notwendige Sanierung des Wohnhauses. Auch die zum Teil langen Amortisationszeiten von etwa 10 Jahren und mehr schrecken viele Eigentümer ab. Hinzu kommen viele pauschale und zum Teil falsche Aussagen darüber, dass energetische Sanierungen die Mieten erhöhen, was die Umsetzung sinnvoller Maßnahmen verhindert.



Die Sanierungsquote muss dringend erhöht werden. Aktuell liegen wir weit hinter der notwendigen Quote zur Erreichung der Klimaziele zurück.

Andreas Holm, Leiter FIW



Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden? Was kann jeder Einzelne tun?


Hinderk Hillebrands: Jeder einzelne Mieter und Eigentümer kann sich noch heute zu effizienzsteigernden Maßnahmen beraten lassen. Denn auch kleine Verbesserungen reduzieren den Energieeinsatz und damit schädliche Emissionen. Für die Beratung und die Umsetzung solcher Sanierungsprojekte stehen derzeit bundesweit viele Fördermittel zur Verfügung, die aber meiner Ansicht nach unzureichend aufeinander abgestimmt sind.


Die Politik muss einen Weg finden, die Wirtschaftlichkeit von effizienzsteigernden Maßnahmen von den Energiekosten abzukoppeln. Eine Möglichkeit sehe ich in einer CO2-Besteuerung, die zu 100 Prozent dem Klimaschutz zu Gute kommt und gleichzeitig diejenigen belohnt, die aktiv das Klima schützen. Außerdem sollte die Regierung gerade junge Familien als Mieter oder Eigentümer wesentlich stärker finanziell unterstützen. Hier gibt es aus meiner Sicht mehrere Möglichkeiten. So könnten zum Beispiel Mieter einen Zuschuss erhalten, die nachweislich energetisch sanierte Wohnungen anmieten. Auch beim Erwerb von Wohnhäusern sollten junge Familien mehr gefördert werden, sodass nach dem Kauf noch ausreichend Kapital für eine sinnvolle energetische Sanierung zur Verfügung steht. Doch zusammenfassend gesagt muss die Politik mutiger werden und verlässliche Entscheidungen für den Klimaschutz treffen. Sie sollte die Aktivitäten der Schüler, welche freitags die Straßen füllen, nicht kritisieren, sondern sollte vielmehr deren Kritik annehmen und endlich sinnvoll handeln.


ÜBER HINDERK HILLEBRANDS

Dipl.-Ing. (FH) Hinderk Hillebrands wurde nach dem Studium zum Diplom-Ingenieur der Energie- und Wärmetechnik (FH) und verschiedenen Tätigkeiten im Energiebereich 2012 in den Vorstand des Deutschen Energieberater-Netzwerkes e.V. (DEN e.V.), dem einzigen Verein wirtschaftlich unabhängiger Energie-Experten auf Bundesebene, gewählt. Seit Juli 2015 ist er zusätzlich Geschäftsführer der DEN GmbH & Co. KG, einem Tochterunternehmen des DEN e.V.

Weitere Infos und Kontakt unter: www.deutsches-energieberaternetzwerk.de


11.01.2024 16:03:26

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