Christof Drexel ist Experte für energieeffiziente Gebäudetechnik und Autor des Buches “Zwei Grad. Eine Tonne” (2018). Im Interview spricht er über die Bedeutung des Gebäudesektors für den Klimaschutz.
19.11.2018 Obwohl der Klimawandel spätestens seit dem vergangenen Sommer deutlich spürbar geworden ist, wird laut Christof Drexel sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik weiterhin viel zu wenig unternommen. Der Energieeffizienz-Experte und Autor kennt mögliche Gründe und weiß, welche Schritte jetzt nötig sind.
Christof Drexel: Die Bedeutung von Klimaschutz nimmt rasant zu – allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Vor allem nach dem vergangenen extremen Sommer, den vermehrten medialen Berichten und auch ausgelöst durch die Veröffentlichung des Sonderberichts des Weltklimarats im Oktober 2018 hat das allgemeine Interesse in der Bevölkerung zugenommen, allerdings ist es allenfalls vom Promille- in den Prozentbereich gestiegen. Aber man kann den Leuten keinen Vorwurf machen, denn sie haben oft ganz andere Sorgen. Überall auf der Welt schwelen Krisenherde. Deswegen ist es auch verständlich, dass langfristiges Denken eher privilegierten Menschen vorbehalten zu sein scheint.
Christof Drexel: Im Gebäudebereich kann nach wie vor viel getan werden. Hier fallen neben dem Ernährungssektor die höchsten jährlichen CO₂-Emissionen in Deutschland an. Trotzdem ist er der einzige Bereich, in dem die Emissionen in absoluten Zahlen sinken. In allen anderen Bereichen gehen die Werte zum Teil drastisch nach oben. Doch auch wenn im Gebäudebereich bereits die ersten Ziele erreicht sind, ist die Erhöhung der Sanierungsquote dennoch wichtig. Denn der Bestand spielt für das Erreichen der Klimaziele eine viel größere Rolle als der Neubau. Dabei steht der breiten Durchsetzung von energieeffizienten Gebäuden eigentlich nichts mehr im Weg. Hier ist die größte Einsparung über höhere Effizienz und erneuerbare Energien möglich und nur ein kleiner Teil durch den Lebensstil beeinflussbar. Das Problem ist, dass zu oft nur halbherzig saniert wird, und sogenannte "Pinselstrich-Sanierungen" durchgeführt werden. Dann ist die Chance auf Jahrzehnte vertan.
Christof Drexel: Ein zentraler Punkt ist die zeitgemäße Gebäudetechnik. Vor allem große und komplexe Bauten werden heute fast mit zu viel Technik ausgestattet. Es gibt viele Normen und Richtlinien, sodass oft sicherheitshalber eher aufwendigere Technik als nötig eingesetzt wird. So verfehlt sie ihr Ziel und verbraucht mehr Energie als nötig. Der Blick auf die eigentlichen Bedürfnisse der Bewohner geht verloren und Gebäude werden übertechnisiert, was zu einem hohen Energieverbrauch führt. Das Stichwort lautet Suffizienz, denn eine überbordende Technik ist der Feind niedriger Verbräuche.
Christof Drexel: Alle Dämmstoffe haben gemeinsam, dass sie ökologisch sinnvoll sind. Die Materialfrage ist meiner Meinung nach zweitrangig. Viel wichtiger ist herauszufinden, welche Anwendungen zu welchen Bedürfnissen passen. Das Gebäude muss im Kontext betrachtet werden.
Christof Drexel: Der erforderliche gesellschaftliche Wandel muss durch das Handeln von einzelnen Menschen vorangebracht werden. So werden Signale auch an die Politik gesendet. Es macht meiner Meinung nach wenig Sinn über einzelne Bereiche oder Technologien zu diskutieren, man muss immer die Zusammenhänge sehen. Fakt ist, dass es in allen Bereichen nach wie vor zu billig ist, unökologisch zu leben.
Nach seiner Ausbildung zum Maschinenbauer übernahm Christof Drexel den Familienbetrieb für Lüftungsbau. Ausgehend von der Frage nach mehr Ökologie entwickelte er hocheffiziente Kompaktgeräte für Heizen, Lüftung und Warmwasserbereitung und wurde so zum Technologie- und Marktführer für die Haustechnik von Passivhäusern. 2016 nahm er Abschied vom operativen Geschäft und arbeitet seither als Berater und Autor ("Zwei Grad. Eine Tonne.", 2018).
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