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CO2-EMISSIONEN EFFIZIENT SENKEN – DER TECHNOLOGIEMIX

Energieeffizienz-Experte Christian Stolte (dena) erläutert das Technologiemix-Szenario. Das sieht eine höhere Quote in der Sanierung vor und bindet erneuerbare Energien ein.


ENERGIEEFFIZIENZ: "WETTBEWERB DER INNOVATIONEN ZULASSEN"

12.11.2018 In der "Gebäudestudie" der Deutschen Energie-Agentur (dena) und der Allianz für Energie-Effizienz (geea) zeigt sich, dass das Szenario "Technologiemix" am besten geeignet ist, die Kohlendioxidemissionen in ausreichendem Maße bis 2050 einzugrenzen. Der Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude der dena, Christian Stolte, über den wohl innovativsten Ansatz.

 

Herr Stolte, in der Gebäudestudie haben Sie herausgefunden, dass der Technologiemix geeignet ist, die Klimaziele für das Jahr 2050 noch zu erreichen. Was steckt hinter dem Szenario?

Christian Stolte: Technologisch gesehen ist der "Technologiemix" das offenste Szenario. Einerseits sieht es vor, die Gebäudehülle durch Dämmung und modernere Fenster deutlich zu verbessern, indem die Sanierungsquote ab sofort auf 1,4 % pro Jahr erhöht wird (gegenüber derzeit 1 %).  Hinzu kommt eine Anlagentechnik, die aktuell stark überaltert ist und künftig in besonderem Maße effizienter werden muss und erneuerbare Energien mit einbindet. Als Energieträger spielt weiterhin auch Gas eine besondere Rolle, das perspektivisch vermehrt aus erneuerbaren Energien generiert wird, sogenanntes Power-to-gas. Der Anteil von synthetischem und Biogas wird so erhöht. Die Hauptbotschaft ist: Nicht einer der drei Bereiche kann die nötige Kohlendioxidemissionen alleine bewirken. Unsere Studie zeigt: Dieses Zusammenspiel und der Wettbewerb an innovativen Technologien ist am besten (und auch kostengünstigsten) geeignet, das Mindestziel von mindestens 80 % Einsparungen bis 2050 zu erreichen.


Besonders die Szenarien Technologiemix (TM) und Elektriifizierung (EL) sind laut
Besonders die Szenarien Technologiemix (TM) und Elektriifizierung (EL) sind laut "Gebäudestudie" der dena und geea geeignet, die Emissionen von Kohlendioxid nachhaltig zu senken. Quelle: Gebäudestudie (dena/geea), 2017

Wärmepumpe: Optimale Ergänzung zu effizienten Gebäuden

Auch mit dem so genannten Elektrifizierungsszenario sind die Ziele offenbar erreichbar...

Christian Stolte: Das stimmt. Allerdings setzt dieser Ansatz nahezu komplett auf den Energieträger Strom. Wir gehen davon aus, dass dann etwa 80 % der Anlagenparks in den Häusern im Jahr 2050 über Wärmepumpen betrieben werden muss. Das bedeutet, dass man quasi ab sofort in den Häusern nur noch auf Wärmepumpen setzt. Dafür sind besondere Investitionen nötig. Für eine erdgekoppelte Wärmepumpe etwa sind Bohrungen und spezielle Sonden nötig. Dieses Szenario setzt zudem voraus, dass der Wärmeschutz im Gebäude auf hohem Niveau ist – die Sanierungsquote also in besonderem Maße auf deutlich über 2 % steigen muss. In diesem Ansatz wird also also weniger auf die technologische Vielfalt gesetzt, die im Rahmen des Technologiemixes nötig ist und auf bestehender Infrastruktur aufsetzt. Und das ist dann auch kostenintensiver.



Das Zusammenspiel an innovativen Technologien ist am besten geeignet, das Mindestziel von mindestens 80 % Einsparungen bis 2050 zu erreichen.

Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude der dena



Energieberater hat Dämmung und Heizung im Blick

Besonders die Erhöhung der Sanierungsquote ist nicht einfach. Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell besonders?

Christian Stolte: Jetzt ist das Jahr 2018 herum und die Sanierungsquote liegt weiterhin bei 1 %. Diese Quote muss erhöht werden, unabhängig davon, welches Szenario angegangen wird. Es gibt kein Szenario, das ohne deutliche Verbesserung der Gebäudehülle das Ziel sinnvoll erreicht. Deshalb müssen jetzt wichtige Entscheidungen getroffen und Maßnahmen gestartet werden. Doch hapert es hier schon bei der Einführung einer steuerlichen Förderung, die zwar vor der Bundestagswahl angekündigt war und im Koalitionsvertrag steht, aber aktuell noch nicht umgesetzt wurde. Eine steuerliche Entlastung könnte einen wichtigen Impuls zu mehr Sanierungen geben. Wichtig ist zudem, zusammen mit einem Energieberater einen individuellen Sanierungsfahrplan zu entwickeln, der auch mit der jeweiligen finanziellen Situation harmoniert. So lässt sich ausschließen, dass falsch investiert wird. Es macht beispielsweise keinen Sinn, heute die Fenster auszutauschen und im nächsten Jahr die Dämmung zu erneuern – schon alleine, weil das Gerüst noch einmal aufgestellt werden muss. Das sind Kosten, die man sich sparen könnte, wenn man beides im Zusammenhang angeht. Der Kontakt zu einem Energieberater lohnt sich ohnehin. Denn er kennt die Förderprogramme und hat alles im Blick, also auf der einen Seite die Dämmung und die Fenster aber auch die Anlagentechnik. Überspitzt gesagt nützt es dem Hausbesitzer ja auch nicht, eine schöne und gedämmte Fassade zu haben, aber noch mit einem Kohleofen zu heizen. Auf das gute Zusammenspiel kommt es eben an. Der (übrigens bereits heute schon geförderte) Energieberater ist in der Lage, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen und aus der jeweiligen Situation die günstigste und sinnvollste Kombination aus Wärmedämmung, Fenstern, Anlagentechnik und der Auswahl der Energieträger zu berechnen – die Komponenten also, die den Technologiemix ausmachen.



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Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?

Christian Stolte: Momentan befinden wir uns in der Phase des "aktiven Abwartens". Es gibt einen Stau von möglichen Maßnahmen, der unbedingt aufgelöst werden muss. Die steuerliche Förderung und den individuellen Sanierungsfahrplan hatte ich als Beispiele schon angeführt. Aber auch bei den Innovationen ist eine Menge möglich: Ganz wichtig erscheint mir, die Entwicklung und den Wettbewerb von Innovationen zuzulassen und gezielt zu fördern, wie es auch der Technologiemix vorsieht. Und Innovationen entstehen auch heute in allen Bereichen, seien es moderne Dämmstoffe zur Innen- und Außendämmung, Vakuumisolationspaneele, schaltbare Verglasung oder die Kraft-Wärme-Kopplung mit Brennstoffzellen sowie die Verbindung mit Solarthermie oder mit Photovoltaik, um selbst Strom zu erzeugen. An Möglichkeiten mangelt es im Technologiemix sicher nicht, um die 18 Millionen Wohngebäude und drei Millionen Nicht-Wohngebäude in Deutschland so klimafreundlich wie möglich zu sanieren.


ÜBER CHRISTIAN STOLTE

Christian Stolte ist Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit Sitz in Berlin und mit für die Veröffentlichung der Studie "Szenarien für eine marktwirtschaftliche Klima- und Ressourcenschutzpolitik 2050 im Gebäudesektor" verantwortlich.


11.01.2024 16:02:45

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