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DIE DEBATTE UM
WÄRMEDÄMMUNG

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW).


EIN OBJEKTIVER BLICK AUF DIE ENERGETISCHE SANIERUNG

Lohnt sich nicht, bringt nichts, ist hässlich, veralgt, schimmelt, brennt… Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) entgegnet den gängigsten Gegenargumenten in der Diskussion um Wärmedämmung.

von Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm

 

Energetische Sanierung, dieser etwas sperrige Begriff, umfasst alle Baumaßnahmen an einem in die Jahre gekommenen Gebäude mit einem sehr hohen Energieverbrauch. Die Grundidee ist, dass man nach einer ausführlichen Anamnese durch einen Experten dem Gebäude einen entsprechenden Dämmmantel verpasst und wenn notwendig auch die Heiztechnik entsprechend anpasst.

In letzter Zeit konnte man immer wieder lesen, dass sich die energetische Sanierung vielleicht nicht rechnet, oder dass es sogar Probleme nach der energetischen Sanierung am Gebäude geben kann. Es ist höchste Zeit, damit einmal aufzuräumen und die entsprechenden Fakten neutral und nüchtern zu betrachten.





FÜNF FAKTEN ZUR ENERGETISCHEN SANIERUNG

 

1. Energetische Sanierung ist wirtschaftlich!

Ein effizienterer Umgang mit Energie ist nicht möglich ohne Veränderungen und Verbesserungen im Gebäudesektor. Dieser ist für etwa 40 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland verantwortlich, der Großteil davon wiederum entfällt auf die Beheizung. Bestehende Gebäude benötigen derzeit durchschnittlich dreimal so viel Energie zur Wärmeversorgung wie Neubauten. Das zeigt, wie weit die heutigen technischen Möglichkeiten bereits gediehen sind – und wie enorm die noch nicht genutzten Potenziale sind. Dies betrifft die Gebäudehülle, also eine effiziente Wärmedämmung, ebenso wie die Heizungstechnik.

 

2. Eine energetische Sanierung ist eine Aufgabe für Profis.

Von Anfang an ist es wichtig, einen entsprechenden Experten hinzuzuziehen. Am Anfang einer energetischen Sanierung steht immer eine ausführliche Anamnese des Zustandes. Dazu ist es dringend empfehlenswert, einen entsprechend ausgebildeten und zuverlässigen Energieberater hinzuzuziehen. Dieser stellt dann für Sie einen entsprechenden Fahrplan auf, welche Maßnahmen als Erstes durchzuführen sind. Mit dem Energieberater (oder dem Architekten) erstellen Sie dann eine Ausschreibung und wählen die entsprechenden Handwerker aus. Die sind dann für eine vernünftige und professionelle Ausführung verantwortlich. Wichtig hierbei ist, dass man generalisierenden Aussagen, wie beispielsweise “die Wand muss gedämmt werden” oder “das Dach alleine muss gedämmt werden”, nicht trauen sollte, sondern einen professionellen Energieberater hinzuzieht, der für das jeweilige Gebäude einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellt.

 

3. Energetische Sanierung verschönert das Stadtbild.

Einer der größten Trugschlüsse ist, dass energetische Sanierung das Stadtbild verschandeln würde. Dem ist nicht so. Die Vielzahl an Möglichkeiten, die wir vor allem im Fassadenbereich für eine energetische Sanierung haben, ist unvorstellbar. Sie haben eine unglaubliche Auswahl an Fassadensystemen aus unterschiedlichen Putzen, Farben und Oberflächenbeschaffenheiten. Sie haben aber auch die Möglichkeit, andere Fassadenbekleidungs-Elemente wie Klinkerriemchen oder Holzfassaden zu wählen, wenn Sie kein Putzsystem wollen. Das heißt: Eine energetische Sanierung muss nicht unbedingt zu einer Einheitsfassade führen, sondern das Gegenteil ist der Fall: Sie kann das Stadtbild bereichern. Zahlreiche Beispiele haben dies eindeutig belegt. Oft stellt sich hier natürlich auch die Frage: “Wie gehe ich mit denkmalgeschützten Gebäuden um?” Auch hier kann ich Entwarnung geben. Denn für denkmalgeschützte Gebäude muss man nicht unbedingt an der Außenfassade arbeiten. Man kann auch beispielsweise eine sehr wirkungsvolle und effiziente energetische Sanierung der Außenwand durch ein Innendämmsystem herbeiführen.

 

4. Die Systeme sind langzeitbewährt und sicher.

Wir haben in Deutschland ca. 19 Millionen Wohngebäude mit 40 Millionen Wohnungen. Ein Drittel der Außenfassaden sind bereits saniert und die Schadensbilanz ist minimal. Mechanische Schäden durch Sturm, Hagel oder sonstige mechanische Belastungen sind bei einer gedämmten Fassade auch nicht häufiger als bei einer ungedämmten Fassade anzutreffen. Auch der immer wieder zitierte Specht ist kein rein dämmstoffspezifisches Problem. Es tritt genauso häufig bei Fassaden mit beispielsweise einer Holzverkleidung auf. Algenbildung auf Fassaden ist ebenfalls ein allgemeines Problem und tritt an gedämmten wie ungedämmten Fassaden auf, wie man an denkmalgeschützten, massiven Steinfassaden sehen kann. Die Erfahrung aus 50 Jahren “gedämmte Außenfassade” zeigt, dass ein System, das ordnungsgemäß ausgeführt und entsprechend gewartet wird, auch nicht mehr und weniger Schäden aufweist als eine herkömmliche Fassade.

 

5. Gedämmte Fassaden steigern nicht das Brandrisiko.

In letzter Zeit hat man immer wieder Bilder gesehen, bei denen einzelne Fassaden brannten. So schlimm auch jeder einzelne Brand ist, sie liefern keinen grundlegenden Beweis über die Brennbarkeit des Materials. Der Grund dafür ist, dass die Brandweiterleitung nichts über die Brennbarkeit des Materials aussagt. Bewertet werden muss hingegen immer das Gesamtsystem, bestehend aus Dämmstoff, Armierung, Putz und Bewehrungssystem. Bevor sie auf den Markt kommen, werden diese Systeme auf Herz und Nieren durch verschiedene Prüfinstitute geprüft und bekommen erst dann eine Zulassung. So kann die Entzündung des eingebauten Dämmstoffs wirkungsvoll verhindert werden. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich diese Diskussion als eine Interessenlage aus Lobbyismus, Pfusch am Bau und unterschiedlichen nationalen und europäischen Regelungen. Nach einer detaillierten Aufklärung der einzelnen Fälle kann in vielen Fällen Entwarnung gegeben werden: In einigen Fällen war es Pfusch am Bau, unsachgemäße Bearbeitung, nicht ordnungsgemäß ausgeführte Systeme oder eine Reihe von Verarbeitungsfehlern. Zum Beispiel wurden unzureichende Schutzmaßnahmen beim Trennschneiden oder Schweißen getroffen, oder es wurden entsprechende Bauregeln oder Verarbeitungsrichtlinien missachtet. Die wenigen abgebrannten Fassaden hatten mitunter wenig mit einem ordnungsgemäß aufgebrachten Wärmedämm-Verbundsystem zu tun. Es ist also kein Wunder, dass sich auf der Konferenz der Bauminister auf Länderebene keiner der Minister für eine Nutzungseinschränkung von Wärmedämm-Verbundsystemen ausgesprochen hat. Die Abstimmung endete eindeutig mit 16 zu null.


Zum Abschluss ist es wichtig, zu erwähnen, dass die Energetische Sanierung nicht nur den Energieverbrauch reduziert, sondern auch den Wohnkomfort erheblich steigert. Man hört immer wieder den Mythos, dass ein Haus nach der Energetischen Sanierung nicht mehr “atmet”. Das ist ein fataler Irrtum, der bedauerlicherweise viele Menschen davon abhält, eine energetische Sanierung durchzuführen und in einem entsprechend komfortablen Haus wohnen zu können.


ÜBER DEN AUTOR

Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm ist Institutsleiter des Forschungsinstituts für Wärmeschutz e.V. (FIW) in München und Professor für Bauphysik und energiesparendes Bauen. Das 1918 gegründete FIW setzt sich die Erforschung, Entwicklung sowie Beratung auf dem Gebiet des Wärme- und Feuchteschutzes zum Ziel. Ferner ist das FIW europaweit führend in der Prüfung von Bau- und Wärmedämmstoffen und damit hergestellter Konstruktionen.


11.01.2024 16:00:43

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