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WOHIN GEHT DIE
ENERGIEWENDE?

Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena) über das Potenzial der energetischen Gebäudesanierung.


“OHNE DIE FASSADENDÄMMUNG WIRD MAN DIE ENERGIEZIELE NICHT ERREICHEN KÖNNEN”

Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Deutschen Energie-Agentur (dena), erklärt im Interview den hohen Stellenwert der Fassadendämmung im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung. (Letzte Änderung: 02.11.2020)

 

Welche Ziele hat sich die Bundesregierung gesteckt und wie sind diese zu erreichen?

Christian Stolte: Die Bundesregierung hat für den Gebäudebereich ambitionierte, aber realistische Ziele gesetzt. Eines davon ist es, bis 2020 den Wärmebedarf um 20 % zu reduzieren. Bis 2050 soll der gesamte Primärenergiebedarf für den Gebäudebereich sogar um 80 % reduziert werden.

Letztendlich lassen sich diese Ziele nur durch einen Maßnahmen-Dreiklang erreichen. Zunächst bedarf es rechtlicher Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel der Energieeinsparverordnung. Des Weiteren muss es ein verlässliches, gut ausgestaltetes und übersichtliches Förderangebot geben, um weitere Anreize für die Sanierung zu schaffen. Und schließlich brauchen wir auch Beratungs- und Orientierungsinstrumente wie z. B. die Energieberatung und den Energiebedarfsausweis, der Gebäudeeigentümern aufzeigt, wie der Stand ist und was zu tun ist.

 

Welchen Stellenwert hat der Gebäudebereich für die Energiewende?

Christian Stolte: Wir stellen insgesamt fest, dass das Thema Strom in der Öffentlichkeit viel intensiver diskutiert wird als das Thema Wärme. Das rückt immer ein wenig in den Hintergrund. Doch bei Betrachtung der Zahlen wird klar: Rund 35 % gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland wird für die Wärme in Gebäuden aufgewendet. Da liegt ein großes Potenzial, insbesondere auch, weil im Gebäudebereich viele Potenziale wirtschaftlich erschlossen werden können.





Wo liegt die derzeitige Sanierungsrate in Deutschland und wo müsste sie liegen, um die erklärten Ziele der Bundesregierung zu erreichen?

Christian Stolte: Um die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen, bedarf es einer Strategie, die Neubau und Gebäudebestand gleichermaßen adressiert. Für den Neubau haben wir mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) eine prinzipiell gute Rahmensetzung (Anm. der Redaktion: Inzwischen gilt das Gebäudeenergiegesetz, in dem die alten Niveaus unverändert weiterbestehen). Im Gebäudebestand gilt es hingegen, starke Anreize zur Sanierung zu setzen. Hier stellen wir fest, dass die aktuelle energetische Sanierungsrate ungefähr bei 1 % liegt. Mindestens 2 % wären nötig, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Das heißt: Die Sanierungsrate muss sich letztendlich verdoppeln.

 

Warum stagniert die Entwicklung im Gebäudebereich?

Christian Stolte: Wir sehen mehrere Hemmnisse, die die Gebäudesanierungsrate niedrig halten. Ein Thema ist, dass wir eine langfristig ausgestaltete, gute Förderung brauchen. Unserer Meinung nach muss das Fördervolumen noch weiter aufgestockt und langfristig verlässlich gesichert werden. Zudem ist es ganz wichtig, Vertrauen zu schaffen, weil viele Gebäudeeigentümer verunsichert sind. Da ist es natürlich entscheidend, dass man sich auf energetische Maßnahmen verlassen kann, dass sie auch das kalkulierte Ergebnis bringen. Gerade in diesem Zusammenhang ist es unerlässlich, dass es qualifizierte Energieberater gibt, die den Hauseigentümern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es gibt hier schon viele gute Strukturen, um solchen Befürchtungen zu begegnen.





Was muss sich ändern, damit die Energiewende eine Chance hat? Was muss die Politik tun, was müssen wir tun?

Christian Stolte: Von Seiten der Politik ist es wichtig, dass die Förderung für energetische Maßnahmen langfristig gewährleistet ist. Ein “Stop and Go” wirkt verheerend, denn je verlässlicher und langfristiger solche Strukturen bestehen, desto besser kann sich der Markt darauf einstellen. So werden die nötigen Kapazitäten bereitgestellt und Strukturen geschaffen, damit die Sanierungsrate langfristig in Schwung kommt. Für die Gebäudeeigentümer ist es wichtig, ein verlässliches Instrument wie zum Beispiel den Energiebedarfsausweis zu haben. Hier wissen sie, dass dieser die nötige Orientierung und wichtige Hinweise gibt, an welchen Stellen man die Energieeffizienz seines Gebäudes verbessern kann.

 

Welche Rolle spielt die Fassadendämmung jetzt und in Zukunft beim energieeffizienten Bauen und Sanieren?

Christian Stolte: Um die klimaschutzpolitischen Ziele zu erreichen, brauchen wir eine Gesamtstrategie für den Gebäudebereich. Jedes Haus ist ein System. Das heißt: Das ganze Gebäude funktioniert energetisch nur als Zusammenspiel aus Hülle, Fenstern, Dach, Keller und Anlagentechnik. In diesem Vielklang ist die Fassadendämmung ein ganz wichtiger Schritt – ohne sie wird man die Energieziele nicht erreichen können.

 

Die EnEV 2014 hat wieder einige Neuerungen gebracht – können Sie die kurz zusammenfassen?

Christian Stolte: Die Energieeinsparverordnung ist novelliert worden. Seit dem 1. Mai 2014 gibt es einige Neuerungen. Dazu zählt einerseits, dass Neubauten ab dem 1. Januar 2016 höhere energetische Ansprüche erfüllen müssen. Hier ist eine Verschärfung von 25 % in der EnEV vorgesehen. Zudem muss künftig bei Immobilienanzeigen der Energiekennwert nach dem Klassensystem (A, B, C, D…) ausgewiesen werden, so dass der Kaufinteressent oder Mieter eine Orientierung über den Energiebedarf der Immobilie hat (Anm. der Redaktion: Die EnEV wurde 2020 durch das Gebäudeenergiegesetz ohne Verschärfung abgelöst.).

 

Welche Trends lassen sich daraus ablesen? Was erwarten Sie von zukünftigen Versionen der Energieeinsparverordnung?

Christian Stolte: In Zukunft werden wir intensiv darüber diskutieren, was sogenannte “Niedrigstenergiegebäude” eigentlich sind. Die EU hat eine Vorgabe gemacht, die in allen Ländern umgesetzt werden muss: Ab 2019 muss in allen öffentlichen Gebäuden und ab 2021 auch in allen privaten Gebäuden im Neubau der “Niedrigstenergiestandard” umgesetzt werden. Und genau diese Diskussion, was das genau bedeutet, die wird uns die nächsten Jahre begleiten.

 

Wie gehe ich als interessierter Hausbesitzer am besten vor? Wo finde ich qualifizierte Energieberater und worauf muss ich bei der Energieberatung achten?

Christian Stolte: Wenn man sich mit dem Thema energetisches Modernisieren auseinandersetzt und bei seinem Gebäude Maßnahmen ergreifen möchte, empfehlen wir immer als Erstes eine Energieberatung. Nach der Vor-Ort-Analyse von Dach, Keller, Anlage, Außenhülle usw. gibt der Experte Hinweise und Tipps, was man energetisch an seinem Gebäude verbessern kann. Für diese Initialberatung wie auch für die energetische Sanierung selbst gibt es Fördermittel. Wenn man die in Anspruch nehmen möchte, findet man von KfW und BAFA zertifizierte Energieberater in der Energieeffizienz-Expertenliste unter www.energie-effizienz-experten.de.


ÜBER CHRISTIAN STOLTE

Christian Stolte ist Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit Sitz in Berlin.


11.01.2024 16:00:36

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