Ein Gastbeitrag von Dr. Volker Kienzlen
(Leiter der KEA Klimaschutz- und
Energieagentur Baden-Württemberg GmbH).
von Dr. Volker Kienzlen
Mit dem Begriff der ”Energiewende” sind verschiedene Aspekte verknüpft: Weniger Energie zu verbrauchen, umweltfreundliche Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen und nicht zuletzt den Ausstieg aus der Atomenergie zu vollziehen. Bei allen damit verbundenen Diskussionen sollten wir das Entscheidende nicht aus dem Blick verlieren. Wir brauchen die Energiewende. Und das aus vielfältigen Gründen:
um die Auswirkungen des bereits beginnenden Klimawandels zu begrenzen,
um uns unabhängiger zu machen von Energieimporten, insbesondere aus krisengefährdeten Gebieten der Welt,
um unsere Versorgungssicherheit zu erhöhen,
um den Verbrauch fossiler Energieträger drastisch zu senken, da diese Ressourcen endlich sind und es in den kommenden Jahrzehnten zu weiter steigenden Energiepreisen kommen wird.
Ein effizienterer Umgang mit Energie ist nicht möglich ohne Veränderungen und Verbesserungen im Gebäudesektor. Dieser ist für etwa 40 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland verantwortlich; der Großteil davon wiederum entfällt auf die Beheizung. Bestehende Gebäude benötigen derzeit durchschnittlich dreimal so viel Energie zur Wärmeversorgung wie Neubauten. Das zeigt, wie weit die heutigen technischen Möglichkeiten bereits gediehen sind – und wie enorm die noch nicht genutzten Potenziale sind. Dies betrifft die Gebäudehülle, also eine effiziente Wärmedämmung, ebenso wie die Heizungstechnik.
Noch vor wenigen Jahren wurde die Steigerung der Energieeffizienz als “vergessene Säule der Energiepolitik” bezeichnet. Nicht zuletzt unter dem Eindruck stark gestiegener Energiepreise ist heute ein Umdenken zu beobachten.
Am Markt sind ausgereifte, wirtschaftliche Lösungen verfügbar, mit denen sich der Energieverbrauch in Gebäuden leicht um den Faktor 4, bei ambitionierten Sanierungen auch bis um den Faktor 10 gegenüber unsanierten Bestandsbauten reduzieren lässt. Allein in Baden-Württemberg lässt sich für die 1,5 Mio. Altbauten im Land ein Einsparpotenzial von etwa 10 Mio. Jahrestonnen CO₂ durch energetische Ertüchtigung abschätzen.
Die Wärmedämmung ist ein entscheidender Baustein der Gebäudesanierung, wird aber als solcher immer wieder verkannt. Kritik an Dämmmaßnahmen stellt bauphysikalische Fakten oft verzerrt dar und reißt sie aus dem Zusammenhang einer komplexen Planungs- und Bauaufgabe. Das liegt an Vorurteilen, Fehlinterpretationen und anderen Missverständnissen. Tatsächlich aber vereint ein effizienter Wärmeschutz vielfältige Vorteile. Er
spart Energie,
entlastet die Umwelt,
verbessert das Raumklima,
steigert die Wohngesundheit,
erhält und erhöht den Wert der Immobilie.
Hauseigentümer profitieren also gleich mehrfach davon, in den eigenen vier Wänden ihre persönliche Energiewende einzuleiten – und nur so kann sie deutschland- und weltweit gelingen.
Wärmedämmung bedeutet keineswegs das Ende der Baukultur. Historische Bausubstanz verschwindet nicht gedankenlos unter Dämmschichten. Die Frage der Gestaltung ist jedoch nicht vorrangig eine Frage der Wärmedämmung, sondern der kreativen Architektur beim Umgang mit Materialien. Ich bin mir sicher: Unsere Baukultur wird sich weiterentwickeln – zu einer, die bewusster und verantwortungsvoller mit den Ressourcen der Natur umgeht. Auf diese Weise sind die Ziele der Energiewende durchaus noch zu erreichen. Allerdings nicht von alleine, sondern nur mit gemeinschaftlichen Anstrengungen. Die energetische Sanierung des Gebäudebestandes stellt dabei einen wesentlichen Baustein dar.
Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten der KEA unter www.kea-bw.de.
Dr. Volker Kienzlen hat Maschinenbau an der Universität Stuttgart sowie der University of Colorado (USA) mit dem Schwerpunkt “Technologien zur Energieeinsparung und thermische Solarenergienutzung” studiert. Nach seiner Promotion im Jahr 1992 war er als Sachgebietsleiter Wärmewirtschaft im Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart tätig, anschließend als Abteilungsleiter Energiewirtschaft. Seit 2006 ist er Geschäftsführer der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg.
Wir verwenden technisch erforderliche Cookies, um die Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit unserer Seiten zu gewährleisten und unsere Inhalte zu personalisieren. Wir verwenden ferner technisch nicht erforderliche Cookies zur Analyse unseres Datenverkehrs und zur Bereitstellung von Social Media-Funktionen. Informationen über Ihre Nutzung unserer Webseite teilen wir mit unseren Social Media-, Werbe- und Analyse-Partnern. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Um der Verwendung der technisch nicht erforderlichen Cookies durch uns und unsere Dienstleister zuzustimmen, wählen Sie bitte "Alle Cookies zulassen und fortfahren" oder wählen Sie Ihre Cookie-Einstellung. Sie können Ihre erteilte Einwilligung widerrufen oder Ihre Präferenzen ändern, indem Sie unsere Cookie-Hinweise aufrufen.
Weitere Details – auch hinsichtlich der jederzeitigen Änderung der Cookie-Auswahl – finden Sie in den Cookie-Hinweisen sowie in unserer Datenschutzerklärung.