Sascha Müller-Kraenner (Deutsche Umwelthilfe) über die Wärmewende in der öffentlichen Wahrnehmung, qualifizierte Energieberatung und die Verantwortung der Medien.
Im Grunde gibt es drei Dinge, die man tun kann, um Gebäude klimafreundlicher zu sanieren: Das erste ist natürlich die Dämmung, angefangen beim Dach bis hin zur gesamten Gebäudehülle. Als zweites gilt es, die Heiztechnik auszutauschen und zu modernisieren und das dritte ist der Einsatz erneuerbarer Energien. In der Regel ist eine Mischung aus allen dreien sinnvoll. Wie diese Mischung im Einzelfall aussieht, hängt natürlich vom individuellen Gebäude ab.
von Sascha Müller-Kraenner
Die goldene Regel bei der Gebäudesanierung ist, dass man sich vorher von zertifizierten Energieberatern beraten lässt, zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen vor Ort. Jedes Gebäude ist anders. Ein Mietshaus bietet ganz andere Voraussetzungen als ein Einfamilienhaus und Gebäude aus den 50er Jahren haben üblicherweise einen sehr viel niedrigeren Standard als Gebäude aus den 70er oder 80er Jahren, die meist bereits eine gewisse Mindestdämmung aufweisen. Deswegen ist individuelle Beratung unverzichtbar: Welche Lösung passt zum jeweiligen Gebäude und welche Lösung passt natürlich auch zum jeweiligen Geldbeutel?
Für eine gute Energieberatung sind zwei Dinge wichtig: Qualität und Neutralität. Ein Energieberater muss natürlich technisch auf dem neuesten Stand sein. Er muss alle technologischen Optionen kennen und wissen, was das jeweils im Paket kostet, damit er in der Lage ist, seine Kunden fundiert zu beraten. Das ist das eine. Das zweite ist aber auch, dass die Energieberatung neutral ist, dass sie dem Kunden nicht bestimmte technische Lösungen aufdrängt. Berater aus einer bestimmten Fachrichtung, z. B. Handwerker oder Architekten, tendieren im Rahmen ihrer Beratung häufig zu einer bestimmten Firma oder zu einem bestimmten Produkt. Ob da nun eigene Interessen oder eigene Erfahrungen mitspielen oder nicht, scheint erst einmal nicht so wichtig. Dennoch ist es unerlässlich, dass man dem Kunden die gesamte Palette der technischen Optionen aufzeigt und ihn dann entscheiden lässt, welche Lösung für seinen Fall, für sein Haus am besten passt.
Energieberater ist bei uns leider kein geschützter und zertifizierter Beruf. Da gibt es alle möglichen Angebote, teilweise qualitativ sehr gute wie von den Verbraucherzentralen, es kann aber auch jeder Handwerker und jeder Architekt sagen, ich bin im Nebenberuf noch Energieberater und häufig ist diese Beratung von der Qualität her dann eher durchwachsen.
Von der Politik erwarten wir im Grunde einfache und klare Signale – so sollte die Politik in Vorleistung gehen und das Berufsbild des Energieberaters endlich zertifizieren. Die Bundesregierung müsste unserer Ansicht nach für mehr Klarheit in puncto gesetzlicher und finanzieller Rahmenbedingungen sorgen. Wir bräuchten im Grunde eine steuerliche Abschreibung für Gebäudesanierungen, so wie sie gerade im Bundesrat gescheitert ist. Sehr viele Leute erkundigen sich nach Steuererleichterungen bei ihrem Steuerberater. Das wäre ein wichtiges Signal an alle Hausbesitzer: Dich belohnt der Staat für Vernunft und Klimafreundlichkeit.
Die Wärmedämmung beim Gebäude hat im Moment ein relativ schlechtes Image. Deswegen herrscht bei Verbrauchern und Bauherrren derzeit eine gewisse Verunsicherung vor. Die fragen nach dem ökologischen und wirtschaftlichen Sinn: Mache ich wirklich etwas für den Klimaschutz, was kann ich bezahlen und wann amortisiert sich das? Hier brauchen wir mehr Aufklärung und eine bessere Beratung. Denn im Moment warten sehr viele Hausbesitzer einfach ab. Sie sind sich unsicher darüber, was sich lohnt und was nicht. Deswegen wird die Investitionsentscheidung aufgeschoben, die Leute warten, bis das Bild klarer wird.
Das führt in Deutschland zu einer sehr viel niedrigeren Sanierungsrate als sie für die Klimaschutzziele der Bundesregierung eigentlich nötig wäre. Die Menschen wollen energetisch sanieren, sie hätten auch das Geld dazu, aber sie verschieben die Entscheidung wegen der hohen Verunsicherung.
Die Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Aufklärung. Printmedien wie Funk und Fernsehen mit bisweilen sensationellen Horror-Stories über einzelne Brandfälle im Gebäudebereich oder über entstandenen Schimmel an der Gebäudehülle. Diese Fälle mag es durchaus geben, es wäre aber wichtig, objektiv zu berichten: Was sind die technischen Lösungen, welche Vorteile bringt das nicht nur für mich sondern auch für den Klimaschutz? Denn der ist schließlich ein sehr hohes gesellschaftliches Gesamtziel.
Die verlässlichsten Informationen bekommt man in der Regel bei den Verbraucherzentralen. Da gibt es den Bundesverband der Verbraucherzentralen mit seiner Liste aller Energieberater. Auch die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat eine solche Liste, aber auch unabhängige Umwelt- und Verbraucherschutz-Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe haben Materialien, die sie zur Verfügung stellen. Es gibt sicher auch weitere gute Quellen und viele gute Energieberater, Handwerker und Architekten. Aber prinzipiell liegt man bei den Verbraucherzentralen nie falsch, wenn man sich gut beraten lassen will.
Der studierte Biologe ist seit über zwanzig Jahren umweltpolitisch aktiv. Er begann seine Karriere 1991 als Berater im Sächsischen Landtag und war danach sieben Jahre lang für die internationalen Angelegenheiten des Deutschen Naturschutzrings verantwortlich. Zwischen 2007 und 2014 war Müller-Kraenner in verschiedenen Positionen für die internationale Umweltschutzorganisation “The Nature Conservancy” tätig, deren erstes europäisches Büro er gründete und von 2009 bis 2013 als geschäftsführender Direktor leitete. Seit Januar 2015 ist er gemeinsam mit Jürgen Resch Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe und verantwortet die Bereiche Energie und Klimaschutz, Naturschutz und Kommunaler Umweltschutz.
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